Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür. Er hat eine große Klappe und eine noch viel größere, die er nur dann aufreißt, wenn man eine Schlüsselrolle übernimmt. Die meiste Zeit ist er aber äußerst verschlossen, in seinem Herzen ist es dunkel. Doch ich mag ihn sehr, meinen Briefkasten, den alten Geheimniskrämer, den Hüter guter wie schlechter Nachrichten.
Jeden Tag begegne ich ihm mit ein bisschen Herzklopfen. Nicht, weil er so blendend aussieht mit seinem stählernen Äußeren, sondern wegen der ewig gleichen Frage: Was wird er mir heute eröffnen, was wird er ausspucken? Wird er gähnend leer sein, wird er nur wieder Werbung oder ruinöse Rechnungen feilbieten, oder gar zur Abwechslung mal eine schöne Überraschung?
So wie neulich, als mir ein brauner Luftpolsterumschlag entgegenkam mit bunten Briefmarken darauf. Das ist schön, denn ich mag Postwertzeichen, die mehr als nur ihren Preis anzeigen und ein bisschen was von der Welt zeigen. Der Umschlag jedoch wollte lieber anonym bleiben, kein Absender war zu entdecken, nur eine Aufschrift mit den Worten "Aussortiert. Viel Spaß, als Ausgleich Garten Kanaren". Jetzt wuchs meine Spannung ins Unermessliche! Gut, das Wort "Büchersendung" ließ Gold und Geschmeide schon mal ausscheiden, soviel war klar.
Tatsächlich purzelte schließlich dieses Schriftstück heraus: "The exotic Flora of the Canary Islands"[1]
von Juan Alberto Rodriguez Perez, einem Mann, der nicht nur mit bemerkenswert vielen Vornamen, sondern auch mit viel Wissen gesegnet ist. Erscheinungsjahr des Werkes vermutlich 1990 und daher kaum noch im Buchhandel zu greifen.
Auf der Rückseite prangt ein Preisschild in Pesetas - ein Hinweis, dass das Buch endemisch auf den Kanaren vorkommen könnte und möglicherweise direkt von dort eingeschleppt wurde.
Ich habe mich jedenfalls riesig gefreut und eine glückliche Zeit mit dem Pflanzenführer auf dem Sofa verbracht, wo ich mit seiner Hilfe tatsächlich in Null-Komma-Nichts zwei meiner unbekannten Kanarenbäume identifizieren konnte! Vielen Dank dem unbekannten Absender! Da hatte doch jemand meinen Kanaren-Artikel gelesen und auf so zuvorkommende Weise an meine Pleite mit dem botanischen Garten gedacht!
Dieser beglückende Bücherfund in meinem Briefkasten zeigt nun zwei Dinge: Erstens gibt es da draußen nette Menschen, die an wissensdurstige bloggende Gärtner denken. Und zweitens sind da Leute, die dringend etwas gegen das Völlegefühl in ihrem Bücherregal tun müssen. Manchmal alles in einer Person.
Wie man sehen kann, kostet es nicht die Welt, so eine schöne Überraschung zu verschicken, nämlich momentan 85 Cent.
Kann man sein Bücherregal auch ganz kostenfrei und ebenso wohltäterisch ausmisten?
Hier ein paar Möglichkeiten, von denen manche durchaus das Zeug haben, die Gartenkasse aufzubessern - umweltfreundlich sind sie alle:
Jeden Tag begegne ich ihm mit ein bisschen Herzklopfen. Nicht, weil er so blendend aussieht mit seinem stählernen Äußeren, sondern wegen der ewig gleichen Frage: Was wird er mir heute eröffnen, was wird er ausspucken? Wird er gähnend leer sein, wird er nur wieder Werbung oder ruinöse Rechnungen feilbieten, oder gar zur Abwechslung mal eine schöne Überraschung?
So wie neulich, als mir ein brauner Luftpolsterumschlag entgegenkam mit bunten Briefmarken darauf. Das ist schön, denn ich mag Postwertzeichen, die mehr als nur ihren Preis anzeigen und ein bisschen was von der Welt zeigen. Der Umschlag jedoch wollte lieber anonym bleiben, kein Absender war zu entdecken, nur eine Aufschrift mit den Worten "Aussortiert. Viel Spaß, als Ausgleich Garten Kanaren". Jetzt wuchs meine Spannung ins Unermessliche! Gut, das Wort "Büchersendung" ließ Gold und Geschmeide schon mal ausscheiden, soviel war klar.
Tatsächlich purzelte schließlich dieses Schriftstück heraus: "The exotic Flora of the Canary Islands"
Auf der Rückseite prangt ein Preisschild in Pesetas - ein Hinweis, dass das Buch endemisch auf den Kanaren vorkommen könnte und möglicherweise direkt von dort eingeschleppt wurde.
Ich habe mich jedenfalls riesig gefreut und eine glückliche Zeit mit dem Pflanzenführer auf dem Sofa verbracht, wo ich mit seiner Hilfe tatsächlich in Null-Komma-Nichts zwei meiner unbekannten Kanarenbäume identifizieren konnte! Vielen Dank dem unbekannten Absender! Da hatte doch jemand meinen Kanaren-Artikel gelesen und auf so zuvorkommende Weise an meine Pleite mit dem botanischen Garten gedacht!
Dieser beglückende Bücherfund in meinem Briefkasten zeigt nun zwei Dinge: Erstens gibt es da draußen nette Menschen, die an wissensdurstige bloggende Gärtner denken. Und zweitens sind da Leute, die dringend etwas gegen das Völlegefühl in ihrem Bücherregal tun müssen. Manchmal alles in einer Person.
Wie man sehen kann, kostet es nicht die Welt, so eine schöne Überraschung zu verschicken, nämlich momentan 85 Cent.
Kann man sein Bücherregal auch ganz kostenfrei und ebenso wohltäterisch ausmisten?
Hier ein paar Möglichkeiten, von denen manche durchaus das Zeug haben, die Gartenkasse aufzubessern - umweltfreundlich sind sie alle:
- Als die Bücher laufen lernten: Einen Karton mit Büchern und der Aufschrift "Zu verschenken" versehen und an die Straße stellen. Dabei auf gutes, trockenes Wetter achten, um die Laufkundschaft abzugreifen und die Ware nicht auf die Schnelle nass und altpapier-tauglich werden zu lassen. Eine weitere Voraussetzung ist die gute Verkehrsanbindung so einer Spendenbox - in Sackgassen wie an Schnellstraßen wird sich der Karton nicht so gut leeren. Vorteil: Bücher weg. Nachteil: Kein Geld für den Garten erwirtschaftet.
- Außenhandel: Einen öffentlichen Bücherschrank aufsuchen. Solche finden sich mit ein bisschen Glück in Bioläden oder auch mit durchgehenden Öffnungszeiten ganz autark in manchen Ortschaften - ein wahres Prachtexemplar steht in Oerlinghausen (siehe Bild). Vorteil: Die Bücher werden nicht nass und erreichen ein gutes Publikum, ohne dass wir sie mit Argusaugen beobachten müssten. Mit ein bisschen Glück findet man dort sogar ausrangierte Gartenbücher. Nachteil: Wenn man schon mal da ist, nimmt man gleich auch Leseproben mit, wodurch die Problemzone zuhause nicht im Geringsten kleiner wird, aber immerhin spannender.
Bücherschrank in Oerlinghausen |
- Fernabsatz: Viele Onlinehändler versprechen mittlerweile das lukrative, lässige Loswerden von ungeliebten Drucksachen. Leider stellt sich nur allzu bald heraus: Die Preise sind klein, die Gewinnspanne umso größer. Wenn sie unsere Bücher überhaupt haben wollen, denn viele werden gleich brüsk abgelehnt (so auch das fabelhafte Werk unseres guten Señor Perez, das ich spaßeshalber mal auf den einschlägigen Internetseiten eingegeben habe). Ganz anders funktioniert da Buchspende.org, ein Integrationsbetrieb für Menschen mit Behinderungen, der unter anderem ein Buchantiquariat unterhält. Dort bekommt man mindestens einen Euro für jedes Buch, oft sogar deutlich mehr - meine Testbücher wollten sie alle ankaufen, keines wurde entsetzt zurückgewiesen. Der Clou dabei: Man bekommt gar kein Geld von denen, zumindest nichts Bares. Stattdessen erhält man einige Wochen nach Eingang des Pakets eine Spendenquittung, auf der der Buchwert und das Porto zusammengerechnet sind. Beim nächsten Lohnsteuerjahresausgleich gibt es dann eine Belohnung. Berliner haben es sogar noch einfacher, die können die Bücher vorbeibringen oder abholen lassen. Ich habe es bereits getestet - die Quittung bekommt man wirklich! Vorteil: Regal leer, Geld verdient, alle glücklich. Nachteil: Man braucht einen Drucker für die Buchliste zwecks Spendennachweis und muss als Nicht-Berliner zur Post.
Bei der letzteren Variante kann man also sogar ein bisschen Geld für den Garten aus den alten Schinken herausholen. Wie auch immer man sich entscheidet - Platz für neue Gartenbücher hat man auf jeden Fall geschaffen! Denn man weiß ja nie, wann das nächste nette Überraschungspaket kommt!
[1] "Exotisch" meint hier nicht "ungewöhnlich für unsere nordeuropäischen Augen", sondern tatsächlich eine für die Inseln nicht heimische Flora von Straßenbäumen und Parkinventar.