Samstag, 31. August 2024

Staudenstütze für Hartgesottene

Hier kommt Teil III der Totholz-Trilogie!

Ich hatte ja letztens über Rosenäste als Nisthilfen für die Bewohner von markhaltigen Stängeln berichtet. Die Zweige haben ganz weiches Mark, dass die Insekten in DIY-Manier selbst herauspuhlen können, wenn die Äste mehr oder weniger senkrecht bis ein wenig schräg und sonnig angebracht sind. In einem Bauerngarten in Bielefeld bin ich auf diese clevere Kuppel aus Rosenzweigen gestoßen. Das Bauwerk ist gleichzeitig Staudenstütze und Nisthilfe, denn die Enden der Rosenäste sind frei zugänglich und viele zeigen nach oben.


Ich habe selbst schon gemerkt, wie biegsam frisch geschnittene Rosenzweige sind. Wenn sie nicht allzu kurz sind, kann man sie als Bogen mit beiden Enden in den Boden stecken und hat schnell eine Stütze für kleinere Stauden. Man muss nur daran denken, wenn man ohne Handschuhe in ihrer Nähe hantiert, sonst kann es blutig enden.



Diese geflochtene Staudenstütze ist ein Hochsicherheitstrakt für Stauden und kleine Rosensträucher, die mit ihren Zweigen bzw. Stängeln hindurchwachsen können, denn luftig genug ist die Kuppel.

Allerdings braucht man dazu gute Handschuh und Nerven wie Drahtseile, das ist schon eine andere Hausnummer als mit Weiden zu flechten. Erst werden die Bögen gesteckt, dann werden Äste quer eingeflochten, bis keine Strebe mehr aus der Reihe tanzen kann. Zumindest glaube ich, dass es so gemacht wird. Vielleicht werden auch erstmal wenige Bögen verflochten und dann weitere eingebaut.

Zur Stabilisierung werden einzelne noch schräg eingebaut - und hier ergeben sich perfekte Nistgelegenheiten für Insekten, wie auch den kurzen Aststummeln der Verzweigungen:


Die ersten beiden Bilder sind aus dem Mai, die letzten beiden aus dem August. Das Holz ist braun bis grau geworden inzwischen, hält aber noch die Form.

Ich glaube, das probiere ich mal, wenn die Wildrosen wieder allzu sehr ausufern. Ich finde das Bauwerk wirklich sehr dekorativ und oben können Insekten an die offenen Enden heran. Was meint ihr?

Samstag, 24. August 2024

Neues Altholz

Asche zu Asche, Staub zu Staub? Keine Ahnung, ob das stimmt, aber alles Totholz wird jedenfalls irgendwann zu Mulm und am Ende ist es von Gartenerde nicht mehr zu unterscheiden, vor allem, wenn die Regenwümer und Amseln die Kleinteile umverteilt haben. So ging es meinen ehemals dicken Totholzstämmen im Garten. Erst war der schöne Birkenstamm umgekippt, was seinen Abbau rasant beschleunigte, dann war er auch schon in weiche Fragmente zerfallen, kaum wartet man sieben Jahre.



Zeit also nachzulegen, wie man es ja auch mit Feuerholz zu tun pflegt, nur ging es hier ja darum, statt Wärme Lebensräume zu schaffen. Neues Altholz musste her, und zwar schnell!

Das erste Stück konnte ich nach dem Baumschnitt bei einer Nachbarin erbeuten. Es war nur eine alte Astgabel, aber die war schon lange vertrocknet gewesen und es bestand die Möglichkeit, dass darin schon Leben tobte. Das gute Stück wollte ich vor dem Schredder oder dem Ofen bewahren. 

Die Fliegen sitzen schon mal Probe - als Sonnenbank funktioniert das Holz jedenfalls ganz hervorragend.


An vielen Stellen löst sich schon die Rinde, was perfekt ist als Unterschlupf und Nahrungsquelle.


Zu seinen Füßen liegt ein Stück Korkrinde, so eine Art Krötentunnel, den ich in der Biotonne gefunden habe. Keine Ahnung, in was für einer Art Käfig dieses gut erhaltene Teil vorher eingesetzt wurde. Jetzt soll es den Kröten im Garten ein schönes, geschütztes Tagesversteck bieten. Man sieht es auf den Fotos wegen des schwarzen Loches schlecht, aber die Rinde ist wirklich rundum zu einer Röhre geschlossen. Zu meiner großen Freude benutzt die Kröte den Tunnel sogar!





Davor befindet sich übrigens Geranium sanguineum 'Elke', den ich zum Geburtstag bekommen habe, nachdem ich den Wunsch hier auf dem Blog geäußert hatte. Es liest also zumindest eine Person hier mit. 😉

Das richtig große Kaliber kam dann in Form von dicken Baumhasel-Ästen. Ein recht langer Ast hat sogar oben ein Loch, was ideal ist, um mulmige Tümpel entstehen zu lassen, was einige Schwebfliegenarten als Kinderstube brauchen. 




Und da sich die Schwebfliege Xylota segnis im Garten herumtrieb, wollte ich ihr etwas bieten. Sie liebt Holzmulm und nasse Sägespäne.


Um es ihr gemütlich zu machen, habe ich daher versucht, Sägespäne in das Loch zu füllen. Es gab sie aber gerade nur am Stück, als Pellets, die in der Garage zu finden waren. Ich hatte auf Regen gehofft, der sie aufquellen lassen sollte, aber die Rechnung ohne die stets bastelwütigen Meisen gemacht, die die Pellets alle wieder aus dem Loch geholt haben. Der nächste Versuch dann also mit nassen Pellets...


Jetzt hoffe ich, dass die Totholzbewohner die neuen Angebote nutzen werden.

Samstag, 17. August 2024

Pflanzenumzug in ein anderes Bundesland

Was macht man mit Balkonpflanzen, die zu groß geworden sind oder vor übergriffigen Pflanzennachbarn im selben Topf gerettet werden müssen? Wenn man einen noch größeren Kübel in petto hat, ist die Antwort klar, aber was, wenn der Balkon schon an der Belastungsgrenze ist oder zu klein für ein artgerechtes Habitat? Wer zusätzlich einen Schrebergarten hat, ist fein raus und die Pflanze auch. Ansonsten muss man einen anderen Abnehmer finden, denn Stauden in die Biotonne zu werfen, wenn sie völlig gesund sind, ist ja nicht gerade die feine Art, nicht mal zur Strafe bei wuchernden Kandidaten.

Eine Freundin aus Bremen hat gute Erfahrungen mit kostenlosen Online-Portalen gemacht, in denen man Anzeigen für seine Stadt oder sein Stadtviertel schalten kann. Hier wird sie immer alles los und manchmal bekommt sie sogar noch eine Kleinigkeit im Tausch. Auf jeden Fall bekommt die Pflanze eine reelle Chance auf ein gutes Leben. Vielleicht sieht man sie sogar später auf einem anderen Balkon oder in einem Vorgarten wieder, wer weiß?

Noch besser ist natürlich, wenn man sie in gute Hände abgeben kann, die man kennt. Kleine Geschenke erhalten bekanntlich die Freundschaft und große Stauden umso mehr.

Als ich also eine zu ausufernd gewordene Herbst-Anemone von besagter Bremer Freundin angeboten bekam, habe ich zugeschlagen. Mein Geburtstag stand sowieso vor der Tür und Stauden finde ich immer besser als Schnittblumen. Nur trennten mich und die Anemone ein ganzes Bundesland. Verschicken kam bei der Größe nicht in Frage, also haben wir die Übergabe bei einem Treffen mehr oder weniger in der Mitte getätigt, in Walsrode. Mit im Gepäck war auch noch ein Rotschleierfarn (Dryopteris erythrosora) - er war sogar in der Zimmerpflanzenabteilung gekauft worden und hat folglich im Wohnzimmer gelebt, bis er dort zu groß wurde. Nun kann er ausgewildert werden und lernt neue Farnkollegen kennen.

Im Vorgarten habe ich seit Jahr und Tag Herbst-Anemonen, nur schwächelten die nach anfänglicher Wucheritis mehr und mehr. Mitten im Beet tat sich ein Loch auf, dass es zu stopfen galt. Immerhin hatte ich vor Jahren bereits Sicherungskopien dieser Anemone hinten im Garten gemacht (deswegen war das Loch aber nicht entstanden, damals war sie noch wüchsig).

Die neue Anemone, eine aparte Sorte mit leicht gefüllten, dunkleren Blüten, passte da genau rein. Bei den immer milder werdenden Wintern muss man sich auch weniger Sorgen darum machen, dass eine neu gepflanzte Anemone den Winter nicht überlebt. Schneckenfest ist sie auch.







Der Farn kam hinten in die Farnecke, wo er sich mit einigen neuen Wedeln bedankt hat, die beim Rotschleierfarn, wie der Name sagt, erst mal rötlich gefärbt sind, was sensationell ist. Von wegen, ein Farn kann nur grün.







Nun hoffe ich, dass sich beide im Garten wohlfühlen und vor allem den Wechsel des Bundeslandes hinnehmen. Brütende Großmöwen (auf Flachdächern am Hauptbahnhof) haben wir mittlerweile auch in Bielefeld - das sollte das Heimweh erträglicher machen.

Samstag, 10. August 2024

Selbstversorger für einen Tag

Wenn man Stauden und Gehölze liebt und kein riesiges Anwesen hat, sondern eher ein briefmarkengroßes, wird es mit dem Selbstversorgen schwierig. Kann man alles machen, aber dann muss ein Großteil der Stauden und Sträucher eben ausziehen, um Platz für Gemüsebeete zu machen. Obstgehölze dürften natürlich bleiben. Da ich das nicht möchte und der Garten sowieso schon ein Tummelplatz für Schnecken ist, die ich nicht mit Salat zu noch größeren Gourmets erziehen will, baue ich ein bisschen Gemüse in Kübeln an - wobei auch die an der Katzenminze vorbeimüssen, die dort Asyl gefunden hat.

Selbstversorger wird man so aber auch nur für einen Tag oder eine Mahlzeit. Immerhin die Wahnsinns-Kartoffel hat  - Happy End! - 1 Kilogramm Knollen hervorgebracht, das ist wirklich nicht schlecht, immerhin waren die beiden Ursprungskartoffeln ein Fund aus der Biotonne und somit kostenlos. Ich war auch überrascht, wie gut die alte Kübelerde noch funktioniert hat, nachdem ich sie mit Schafwolle unterfüttert hatte und dazu noch damit abgedeckt.

Ein weiterer Versuch waren Borlotti-Bohnen. Ausgesät im Mai in einen verrottungsfähigen Topf, dann später in einen größeren mit frischer Erde gesetzt, haben sie eine Handvoll Bohnen hervorgebracht. Als Gedächtnisstütze eignen sich übrigens die alten Hülsen ganz gut, damit man nicht vergisst, was man gesät hat:



Frisch im Eintopf, bevor die Hülsen trocken werden, schmecken die Kerne fantastisch und tausendfach besser als getrocknete Bohnen aus der Tüte. Muss man auch nicht so lange kochen.

Also habe ich eine Hülse ausreifen lassen, um diese wunderschöne Bohne auch im nächsten Jahr auszusäen. Die bunten Bohnen sind weiß mit roten Sprenkeln und alle ein Unikat, genauso hübsch wie das Muster auf den Hülsen. Man möchte sie für immer hängen lassen.




Die Kerne würde ich am liebsten als Schmuckstück in Ehren halten.


Wenn man richtig viel Platz hätte, könnte das so aussehen. Dann bekommt man auch mehr als nur einen Eintopf für eine halbe Portion:


Ob ich nächstes Jahr mal einen größeren Versuch mit den hübschen Böhnchen wage?


Auch einen weiteren Floh habe ich gerade im Ohr: Wusstet ihr, dass es nicht mehr verpönt ist, wenn Rhabarber blüht? Unter dem Namen 'Bloombarber' sind neue Sorten auf den Markt gekommen, die extra richtig viel blühen sollen, weil man die Blüten essen kann.

Nicht eine dieser neuen Auslesen, sondern einen ganz gewöhnlicher Rhabarber habe ich im April blühend gesehen mit unglaublich vielen Lederwanzen an der Pflanze.


Jetzt im August sind die Samen reif und die Lederwanzen versammeln sich immer noch dort. Ich weiß noch nicht, ob ich lieber Lederwanzen oder essbare Blüten möchte (beides geht vermutlich nicht, ohne ihnen teilweise die Blüten wegzunehmen), aber ich habe von diesem Rhabarber Samen mitgenommen, denn die Anwesenheit der Wanzen-Sippe deutet darauf hin, dass die Pflanze gerne und oft blüht, denn diese Insekten sind eher phlegmatisch und bleiben gern dort, wo es ihnen gefällt.


Leider braucht so eine Pflanze viel Platz - welche Stauden dafür wohl weichen müssen?


Habt ihr schon mal Rhabarber ausgesät?


Samstag, 3. August 2024

Malven ohne Feuer?

Man muss die Samen feiern, wie sie fallen, und vor allem kann man sie säen, wie sie fallen. Kann man, muss man aber nicht. Sie würden auch im nächsten Jahr noch keimen, aber wenn eine Pflanze genau jetzt mit Samen um sich wirft, kann das bedeuten, dass sie auch jetzt schon startbereit ist und keimen möchte. Zweijährige Pflanzen fallen in diese Kategorie, zum Beispiel die Wilde Malve (Malva sylvestris). Die gehört zu den ganz Eifrigen. Die Samen reifen genau jetzt und man kann sie auch jetzt direkt säen. Das hat den Vorteil, dass sie im Herbst noch weiterwachsen und im Frühling schon richtig groß sind. Wer wie ich viele Zwiebelblumen und Bärlauch im Beet hat, braucht diesen Vorsprung, damit die Malvenkinder im Frühling nicht hoffnungslos untergehen.



Wenn die Samenkapseln braun werden, sind sie fällig. Oft löst sich der ganze Donut aus Samen ab. Es sind aber tatsächlich mehrere, die man auseinander nehmen kann. Ansonsten hätte man eine ringfömige Samenbombe, die zu viele Keimlinge auf einem Haufen versammeln würde - ein Ring, sie zu knechten, man kennt es ja.



Praktischerweise sind Malven auch relativ schneckenunempfindlich. Und sie keimen rasend schnell!

Diese Kleinen sind aus Samen gekeimt, die ich aus einem Beet in der Stadt mitgenommen habe, wo eine besonders große Wilde Malve wächst, die schon Stockrosenausmaße erreicht hat.

Was nur leider dieses Jahr auffällt: Es gibt kaum Feuerwanzen, die sich sonst ja immer sehr für Malvensamen interessieren. Wo sind sie? Malven ohne Feuer geht doch eigentlich nicht! Das macht mir schon ein wenig Sorgen. Andere Wanzen haben unter dem ständigen Sturm mit Starkregen gelitten. Massenweise hat es die Nymphen der Birkenwanzen vom Baum geweht, wo sie keine Nahrung finden, und meine kleinen Grünen Stinkwanzen waren nach einem Gewitter auch arg dezimiert. 


Beobachtet ihr das auch, dass die Feuerwanzen fehlen?